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Naturalistische Fotografie vor der eigenen Haustür



Ein verborgenes Stück Natur - wie aus einer anderen Zeit.
Ein verborgenes Stück Natur - wie aus einer anderen Zeit.

Dieses Bild eines plätschernden Bachs, eingebettet in wild wucherndes Grün und von sanftem Licht durchdrungen, ruft Erinnerungen an die frühe Geschichte der Fotografie wach. Schon im 19. Jahrhundert versuchten Fotografen, mit ihren schweren Apparaten die Poesie der Natur einzufangen—jene flüchtigen Momente, in denen das Alltägliche zur Kunst wurde. Der Naturalismus der damaligen Zeit, beeinflusst von Malern und Literaten, suchte den „wahren“ Zauber der Landschaft nicht durch Idealisierung, sondern durch ehrliche, unmittelbare Abbildung der Natur sichtbar zu machen.


Das Foto erinnert durch seine sanfte Unschärfe im Wasserverlauf und den Sepia-Ton an alte Edeldruckverfahren wie Platin- oder Albuminabzüge. Solche Techniken wurden einst gewählt, um Bildern eine malerische Tiefe und einen Hauch von Ewigkeit zu verleihen. Heute ist es vielleicht gerade dieser brüchige, fast vergessene Stil, der uns dazu anhält, langsamer zu schauen und Alltägliches neu zu entdecken.


Naturalistische Fotografie war stets verbunden mit dem einfachen Blick auf die Umgebung. Nicht das spektakuläre Motiv zählt, sondern der leise Zauber einer Szene, wie sie sich vielleicht am Dorfrand, hinter dem nächsten Feld, oder auf einem morgendlichen Spaziergang findet. Das hier gezeigte Bachbett etwa: Es könnte eine namenlose Stelle am Ortsrand sein, wie es sie zu Hunderten im eigenen Umkreis gibt. Genau solche zufälligen Begegnungen öffnen uns die Augen für die Schönheit vor der Haustür—ohne weite Reisen oder Inszenierung.


Für mich ist es immer wieder beglückend, wie oft gerade die unscheinbaren Ecken voller fotografischer Magie stecken. Ein sattes Grün nach dem Regen, das Spiel von Licht und Schatten unter alten Bäumen, das Rauschen eines kleinen Bachs—es sind Motive wie dieses, die im eigenen Alltag verborgen liegen. Vielleicht ist es die grösste Aufgabe der Fotografie heute, uns genau dafür zu sensibilisieren: für das Besondere im Gewöhnlichen, für die Kunstfertigkeit der Natur und das Staunen über Szenen, die wir aus Gewohnheit oft übersehen

.

Die Geschichte der Fotografie zeigt: Jede Generation findet ihre Schönheit neu. Und manchmal wartet sie direkt hinter dem eigenen Gartenzaun.

 
 
 

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© 2025 subjective.photography, Marcel Telser

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